Deutsche Ärzte warnen in einem Offenen Brief vor der Einführung von DVB-T in den USA
Warning Against Adverse Health Effects from the Operation of Digital Broadcast Television Stations (DVB-T)
17.02.2009
Sehr geehrter Herr Präsident Obama,
sehr geehrte Mitlieder des Repräsentantenhauses,
sehr geehrte Mitglieder des Senates,
sehr geehrte Bürger in USA,
am 17.02.09 soll in USA das digitale Fernsehen in Betrieb genommen werden. Wir wenden uns heute an Sie, weil wir Sie vor den erheblichen, negativen Auswirkungen auf die Gesundheit, wie sie bei uns in Deutschland aufgetreten sind, bewahren wollen.
Ab 2003 wurden in Deutschland schrittweise die analogen Sender auf digitales Fernsehen umgestellt. Die Umstellung begann in den Großstädten. Dort nahmen jedoch gleichzeitig stetig die Hochfrequenzimmissionen im öffentlichen und im privaten Raum zu. Daher konnte die auftretende schleichende Verschlechterung des Gesundheitszustandes von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Ballungsgebieten keiner einzelnen Ursache zugeordnet werden.
Am 29. Mai 2006 gingen in einer bislang mobilfunkarmen Gegend in der hessischen Rhön zwei digitale Fernsehsender (Heidelstein, Kreuzberg) in Betrieb. Aus einem Umkreis von über 20 km wurden folgende, schlagartig aufgetretene, Symptome berichtet:
ständige Kopfschmerzen, Kopfdruck, Benommenheit, Schlafstörungen, Unfähigkeit klar zu denken, Vergesslichkeit, Nervosität, Gereiztheit, Engegefühl in der Brust, Herzrasen, Kurzatmigkeit, depressive Stimmung, völlige Antriebslosigkeit, Verlust des Mitgefühls, Brennen der Haut, inneres Brennen, Schwäche in den Beinen, Gliederschmerzen, stechende Schmerzen in verschiedenen Organen, Gewichtszunahme
Vögel hatten den Ort verlassen. Katzen waren träge geworden und liefen kaum noch in den Garten. Ein Kind hatte sich das Leben genommen, ein zweites Kind hatte es versucht.
In der Folgezeit traten an weiteren Standorten dieselben unerträglichen Symptome auf – zuletzt am 25. November 2008 in Bamberg und Aschaffenburg. Ärzte begleiteten betroffene Menschen in Gebiete ohne DVB-T- Empfang (Täler, hinter Bergrücken) und erlebten, dass diese Menschen nach kurzer Zeit beschwerdefrei waren.
Die um Hilfe gebetenen zuständigen Behörden in Deutschland weigerten sich, den konkreten Verdacht durch Untersuchungen vor Ort zu überprüfen. Das Verhalten der Behörden missachtet die im Grundgesetz garantierten Grundrechte der Betroffenen.
DVB-T (Digital Video Broadcasting Terrestrial) in Deutschland nutzt Orthogonal Frequency Division Multiplex Modulation. Das wesentliche Prinzip dieses Verfahrens ist die Verteilung der Information auf mehrere Tausend, direkt nebeneinanderliegende Trägerfrequenzen. Die Bandbreite eines Kanals beträgt 7,8 MHz. Auch die Amplitude wechselt ständig.
Die WHO, die Deutsche Strahlenschutzkommission, das Bundesamt für Strahlenschutz und das Bundesumweltministerium berufen sich auf die Guidelines for limiting exposure to time-varying electric, magnetic, and electromagnetic fields (up to 300 GHz), (Health Physics 74 (4): 494-522; 1998) der International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection (ICNIRP). Darin heißt es:
S. 46: „Diese Richtlinien werden entsprechend den Fortschritten bei der Identifizierung schädlicher Gesundheitsfolgen von zeitlich veränderlichen elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern in regelmäßigen Abständen überarbeitet und aktualisiert.“
p. 495: “These guidelines will be periodically revised and updated as advances are made in identifying the adverse health effects of time-varying electric, magnetic, and electromagnetic fields.”
S. 74: „Die Interpretation verschiedener beobachteter biologischer Wirkungen von elektro-magnetischen AM-Feldern wird ferner durch das offensichtliche Vorhandensein von sogenannten Reaktionsfenstern sowohl im Bereich der Leistungsdichte als auch der Frequenzen erschwert. Es gibt keine anerkannten Modelle, die dieses Phänomen, das das traditionelle Konzept einer monotonen Beziehung zwischen der Feldintensität und dem Ausmaß der sich daraus ergebenden biologischen Wirkungen in Frage stellt, zufriedenstellend erklärt.“
p. 507: “Interpretation of several observed biological effects of AM electromagnetic fields is further complicated by the apparent existence of “windows” of response in both the power density and frequency domains. There are no accepted models that adequately explain this phenomenon, which challenges the traditional concept of a monotonic relationship between the field intensity and the severity of the resulting biological effects.”
Warum sind die zuständigen deutschen Behörden nicht bereit, bei der Identifizierung schädlicher Gesundheitsfolgen mitzuwirken? Da unmittelbar nach Inbetriebnahmen von digitalen Fernsehsendern schädliche Gesundheitsfolgen aufgetreten waren, ist die von der ICNIRP angekündigte Überarbeitung der Richtlinien notwendig. Offensichtlich sind in den breiten gesendeten Frequenzbändern mit mehreren Tausend ständig wechselnden Frequenzen, die sich darüber hinaus unaufhörlich in der Amplitude ändern, Reaktionsfenster enthalten. Die ICNIRP hatte auf diese Möglichkeit hingewiesen.
Im Jahr 1992 hatte Dipl.-Ing. Rüdiger Matthes, Mitglied der ICNIRP und des Bundesamts für Strahlenschutz, auf einem Hearing zu Gesundheitsgefahren durch elektromagnetische Strahlung die Vorläufigkeit der Grenzwerte betont: „…Sie (die elektromagnetische Belastung) liegt heute um Größenordnungen über der natürlichen Feldbelastung durch nichttechnische Quellen. Parallel zu der Entwicklung mehren sich die Befunde aus wissenschaftlichen Studien, wonach möglicherweise bei einem lang andauernden Einwirken derartiger Felder mit gesundheitlichen Gefahren zu rechnen ist….In diesem Zusammenhang ist auch wichtig, dass natürlich innerhalb der Bevölkerung erhebliche Unterschiede bestehen. Ein kleines Kind z.B. absorbiert wesentlich mehr Energie im höherfrequenten Bereich als ein Erwachsener…Es liegen einige Befunde bei geringer Exposition vor, die als gut abgesichert gelten, weil sie oft reproduziert wurden, die man aber nur schwer bewerten kann. Dazu zählt z.B. der Einfluss vor allem gepulster oder niederfrequent modulierter Hochfrequenzstrahlung auf den Zellstoffwechsel. Man hat gefunden, dass bestimmte Ionen, z.B. Calzium, bei der Exposition in diesen Feldern, vermehrt aus der Zelle ausströmt. Das Auftreten dieses Effektes wird nahezu unabhängig von der Feldintensität beschrieben. Es wird bei verschwindend geringer Absorption gefunden.
…Bei all den derzeit vorliegenden wissenschaftlichen Befunden bleiben einige wesentliche Fragen offen.
…Es gibt Lücken in der sogenannten Datenbasis. Das heißt z.B. dass nur die biologischen Wirkungen bei einzelnen Frequenzen untersucht worden ist. Daten, z.B. Wirkungsschwellen, für die verschiedenen biologischen Effekte über das gesamte Frequenzspektrum liegen nicht vor. Die Grenzwerte beruhen deshalb auf einer starken Vereinfachung der sehr komplexen Realität, die im Detail nicht fassbar ist. Berücksichtigt werden muss auch, dass konkrete Daten über mögliche Wirkungen bei langfristigem Einwirken der Felder weitgehend fehlen.“
Die Realität lehrt jetzt, dass die Vereinfachungen falsch waren. In Deutschland wurde beobachtet, dass in direktem zeitlichen Zusammenhang mit Inbetriebnahmen von terrestrischen digitalen Fernsehsendern schwerwiegende Krankheitssymptome aufgetreten waren.
Dr.-Ing. W. Volkrodt, ehemaliger Entwicklungsingenieur bei Siemens, erkannte die schädlichen Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf Menschen, Tiere und Pflanzen. Er hoffte auf die Vernunft der Entscheidungsträger als er 1987 schrieb: „Spätere Geschichts-schreiber werden über die Hochfrequenzmisere in der Zeit von etwa 1975 bis 1990 von einem kleinen, zeitlich begrenzten „Technischen Störfall“ sprechen. Er konnte dank der Einführung der Lichtwellenleitertechnik schnell und konsequent beseitigt werden.“
Satelliten und Kabel ermöglichen Fernsehempfang für die amerikanische Bevölkerung. Das Risiko terrestrischer digitaler Sender hingegen ist nicht tragbar.
Wir bitten Sie daher, sehr geehrter Herr Präsident, da Ihnen das Wohl der Bevölkerung am Herzen liegt: Halten Sie die geplante Inbetriebnahme dieser neuen Technik in USA an und bewahren Sie die Menschen vor den bei uns aufgetretenen Gesundheitsschäden.
Dr. med. Cornelia Waldmann-Selsam
Gründungsmitglied Bamberger Appell
Dr. med. Christine Aschermann
Gründungsmitglied Freiburger Appell
Dr. med. Markus Kern
Gründungsmitglied Ärzteappell Allgäu-Bodensee-Oberschwaben